Berit und Jens im Reich der Inkas, 11.Okt 2000 - 8. Nov 2000

In Peru begann unsere Reise. Nach einem kurzen Zwischenstop in Lima gings gleich weiter nach Cusco. Dort lernten wir in einem 14 tägigen Sprachkurs ein wenig Spanisch.
So gewappnet wanderten wir den Inka-Trail nach Macchu Pichu und verliessen das Land über Puno am Titicacasee.

Lima

Nach gut 12,5 Stunden Flug sind wir in Lima gelandet. 3 Stunden Flug waren wir über den Regenwäldern von Brasilien.

In Lima haben wir eine schöne Unterkunft im Nobelviertel Villaflores bekommen. Der Rest der Stadt ist ziemlich heruntergekommen. 7 Millionen Einwohner und sehr viele Slums. Wenn man mit dem Flugzeug darüberfliegt sieht man die Stadt länger als LA ! Aber die Häuser sind lange nicht so schön. Lima hat die sogenannten Nebel-Dunstwochen von Mitte Januar bis Mitte Dezember. Dann vermischt sich der Nebel, der vom Pazifik her an den Anden hochsteigt mit all den herrlichen Abgasen der Stadt zu einer Suppe. Man sieht jeden Strassenkehrer und sehr viele Leute auf der Strasse, wie sie sich feuchte Tücher vor die Nase halten. Herrlich.

Im Nobelviertel Miraflores sieht man fast mehr Polizisten als "normale" Menschen auf der Strasse. Deswegen kann man sich da auch ziemlich sicher fühlen. Und das Beste der ganzen Stadt: Am Ufer gibt es ein "Hard Rock Cafe" ! Endlich wieder Souveniers kaufen. Anders als in normalen Städten ist die Pazifik - Küste hier nicht mit einer schönen Promenade versehen, sondern die Lima- Jungs haben da lieber eine Autobahn hingebaut ...

Cusco

Mit einer modernen Boing 737 von LanPeru (vielleicht Baujahr 1975) sind wir am nächsten Tag nach Cusco weitergeflogen (ca. 1.20h ).

Die Stadt der Incas liegt auf ca. 3300m. In jeden Reiseführer dieser Welt steht der Rat, dass man in den ersten Tagen sich erst einmal akklimatisieren soll. Das gilt natürlich nur für die anderen, nicht für uns. Wir haben nach der Landung und dem recht einfachen Suchen nach einer Unterkunft (Royal Qusqo, 10 US$ pro Nacht mit Gemeinschaftsbad) gleich an die Erkundung der Stadt gemacht.

Als Hauptstadt der Incas gibt es in der Stadt tausende Ruinen und Regierungsgebäude. Mit die schönsten liegen aber ein wenig ausserhalb. Und ausserhalb heisst in Cusco oberhalb. Also sind wir losgetigert nach "Saqsaywaman" einer riesigen Festungsanlage der Stadt. Richtig schön sind die Ruinen, nur eben auf 3600m . (Genutzt hat die Festung den Incas wenig allerdings. Sie hatten untereinander Streit und waren so recht geschwächt. Als dann der Spanier Pizarro 1532 mit 150 Mann und 80 Pferden kam, hat er sie alle gemeuchelt und unterworfen.)
Die Kathedrale von Cusco
Die Kathedrale von Cusco
Die Zyklopenmauer von Saqsaywaman, bis zu 9m hohe Mauersteine
Die Zyklopenmauer von Saqsaywaman, bis zu 9m hohe Mauersteine
Saqsaywaman kurz vor einem Regenschauer
Saqsaywaman kurz vor einem Regenschauer
Jens liebkost ein erschrecktes Alpaka-Baby
Jens liebkost ein erschrecktes Alpaka-Baby
Hinterhofidylle im nicht renovierten Teil der Stadt
Hinterhofidylle im nicht renovierten Teil der Stadt
'Piedra a los doce angulos' - Zeugnis der Steinmetzkunst der Incas, der 12-eckige Stein (Höhe ca. 1,5m)
'Piedra a los doce angulos' - Zeugnis der Steinmetzkunst der Incas, der 12-eckige Stein (Höhe ca. 1,5m)
So gegen Abend wurde dann mein Kopfweh immer deutlicher. Auch der vielgeruehmte "Mate de Coca" (Tee aus Coca- Blättern) konnte mir nicht mehr so richtig helfen. Ich lit an Soroche, der Höhenkrankheit. Nach dem Abendessen um 6.00h haben wir uns hingelegt und haben in unserer "Luxusvilla" 14h geschlafen.

Tags darauf war in ganz Peru Generalstreik. Die Einwohner sind aufgrund der ärmlichen Verhältnisse und der weitverbreiteten Korruption recht unzufrieden mit der Regierung. Der vermeintliche peruaner Fujimori (er hat Gerüchten zufolge die Peruanische Staatsbürgerschaft beantragt) wirtschaftete, wie all seine Vorgänger auch schon, hauptsächlich in die eigene Tasche. Es fuhren keine Busse und das gesamte öffentliche Leben lag mehr oder weniger brach. Als anpassungsfähige Touris haben wir die Gunst der Stunde genutzt und Cusco ohne den chaotischen Verkehr erkundet.

Die nächsten Tage haben wir die ganzen Ruinen mit den sprechenden Namen Tambo Machay, Puca Pucara, Q'enco, Tipon, Piki lakta, etc. abgehakt. Alles recht schön gebaut. Die Incas haben ohne Mörtel gemauert. Das heisst, sie haben mit einfachen Werkzeugen die harten Granitsteine millimetergenau zugehauen. Das Ergebnis steht heute noch. Die Spanier haben häufig auf den Fundamenten der Incas ihre Kirchen und Häuser gebaut. Lustigerweise sind bei den häufigen Erdbeben in der Gegend dann die spanischen Konstrukte zusammengefallen und die Incamauern unbeschädigt stehengeblieben.
Terassenbauweise in Tipon
Terassenbau mit 'Treppen' in Tipon
Die Überreste der Prä-Inca-Stadt Pikillacta
Die Überreste der Prä-Inca-Stadt Pikillacta
Kinder am Wegrand
Kinder am Wegrand
Radtour durchs ländliche Peru
Radtour durchs ländliche Peru
Die Kathedrale von Cusco ist beeindruckend, weil die Spanier viel von dem geklauten Gold der Incas hier verwendet haben. Und aus den Silberminen von Potosi haben sie einen Altar aus reinen Silber gebaut. Selbst fuer die Glocke sollen meherere Kilogramm Gold verwendet worden sein.

Am Wochenende haben wir eine organisierte Radtour gemacht. Wir sind mit den abenteuerlichen Bussen den Berg hinaufgefahren nach Chincherro (ca. 3500m) gefahren. Vor dort mit recht guten Mountainbikes ins Urubambatal (2800m) abgestiegen. Das alles in herrlicher Kulisse mir mehreren schneebedeckten 6000'ern. Leider hat das holländische Mädel, das mit ihrem Freund auch bei der Tour dabei war einen kleinen Fehler gemacht und ist gestuerzt. Dabei hat sie sich den Unterarm gebrochen und ist aber trotzdem noch den gesamten Weg weitergefahren ... Die Strecke sei laut Reiseveranstalter sehr einfach. Doch die wir fuhren nur auf Schotterpisten und teilweise ging der "Wanderweg" ueber Felsen in sehr engen Serpentinen an der senkrechten Wand ins Tal.

Weiter unten sind wir an Salinen in den einheimische Kinder und Frauen (sog. Indigenas) in Knochenarbeit das salzige Wasser einer Quelle in kleine Becken laufen lassen und nach dem Verdunsten das Salz zusammenkratzen. Weil die ganze Gegend sehr steil und unwegsam ist werden ausschliesslich Esel fuer den Abtranspoprt verwendet.
Kleiner Junge
Kleiner Junge
Salinen im Urubambatal. Das Salz wird von Hand transportiert
Salinen im Urubambatal. Das Salz wird von Hand transportiert
Noch ein kleiner Junge
Noch ein kleiner Junge
Die Woche darauf sind wir zu unsere Gastfamilie gezogen. Eine typische Familie mit Papa (Ronald), Mama (Yenny), Tochter, Sohn (Chico), Haushälterin (Tulia), Hund (Cio) und Katze (Garfield). Am Montag hat dann auch der Spanisch- Kurs angefangen. Nicht so sehr schwierig, wenn man Englisch kann und Französich schon mal gelernt hat. Die Schule wird von einer Holländerin gefuert. Das zusammen mit der Tatsache, dass Sprachen ja eher Frauensache ist fuerte dazu, dass ich jedem Mann nur Spanischlernen in Cusco empfehlen kann: auf 1 Studenten kommen 5 Studentinnen.

Heute, Sonntag bin ich zufällig auf dem Hauptplatz um 10:00h vorbeigekommen. Da ist jeden Sonntag Fahnenappell. Das heisst:
Ein Admiral, ein General und ein hoher Politiker stehen auf einer Tribuene. Ein Typ am Mikrofon redet viel, viele Soldaten laufen wie im alten Russland im Stechschritt an den wichtigen Jungs auf der Tribuene vorbei. Dann Punkt 10h wird die peruanische Fahne vom Buergermeister (oder Ministerpräsident) gehisst. Anschließend werden Böller abgefeuert und der ganze Platz (ca. 2000 - 3000 Leute) singt die peruanische Nationalhymne. Danach wird der Chef der zivilen Bautruppen, der Chef der Uni, der Chef des Touristikbüros, der Chef aller Klingelputzer und was weiss ich noch nicht wer alles vorgestellt. Eine kleine Delegation der oben genannten duerfen dann die Inca- Fahne neben der peruanischen Fahen hissen (alles natuerlich auch unter der Habacht- Stellung der angetretenene Soldaten.) Dananch wieder das obligatorische Singen einer weiteren Hymne (die ich nicht erkannt habe ...)

Alles sehr theatralisch.
Nachdem Berit die letzte Woche "Incas Rache" zu spueren bekam bin nun ich an der Reihe. Das Ganze ist einfach "sch@#?¿".

Am Montag brechen wir auf, um ueber den Inca- Trail nach Maccu Piccu zu kommen. Wir sind schon sehr gespannt.

Hier noch ein paar Dinge, die in Peru ein wenig anders sind als z.B. in Deutschland. Deswegen werde ich in loser Folge ein paar Highlights zusammenstellen:

Heizung

Hamse nich ! Obwohl es in Cusco durchaus mal unter Null Grad werden kann haben die Leute keine Heizung. Es ist nicht ueblich und man hat auch kein Geld dafuer. (Nur 5 Sterne- Hotels und korrupte Politiker ...)

Das fuehrt gleich zu der nächsten Besonderheit:

Warme Duschen

Jens unter einer Elektrodusche
Jens unter einer Elektrodusche
Das Wasser wird elektrisch erwärmt. Und zwar gibt es eine extra Leitung dirket an den Duschkopf. Wenn man Strom einschaltet säuselt es ein wenig und manchmal kommt sogar warmes Wasser. Das Problem bei der Sache ist, dass Wasser und die Leitungsrohre verdammt gute Leiter sind. Wenn nun an der gewagten Konstruktion etwas defekt ist (offen verlegt mit manchmal gammliger Isolierung), bekommt man sofort die volle Ladung Strom ab (30A bei 220V). Deshalb bekommt man von allen immer folgenden Ratschlag zum Duschen:
1. Wasser (kalt) aufdrehen
2. die Riesensicherung anschalten und verdammt nochmal nicht mehr die Wasserhähne angfassen.
Zum Ausschalten der Dusche umgekehrte Reihenfolge (Sicherung raus, Wasser aus...)

Das fuehrt gleich zu der nächsten Besonderheit:

Busse

Die Peruaner haben ein sehr gut funktionierendes Busnetz durchs Land. Die Busse sind von Astra- Kombi bis 90- Mannsitzer gross. Neben dem Fahrer (der sein Fuehrerschein meistens gekauft und nicht gemacht hat) befindet sich hinten bei der Haupttuere noch ein Mensch, der das Anhalten und Losfahren sowie das Bezahlen regelt. In Cusco gibt es 5 verschiedene Hauptbusbahnhöfe (jeweils in eine andere Richtung). Dort kauft man entweder vorher ein "Boleto" oder zahlt beim Aussteigen. Vorher zahlen hat den Vorteil, dass man dann Platzkarten hat, sonst kann es sein, dass man stehen muss. Normale Haltestellen gibt es nicht. Wenn man aussteigen will bruellt man einfach laut "Baja !", bezahlt beim Busjungen und kann aussteigen. So kann man auch recht einfach jederzeit auf der Fahrt zusteigen. Die Busse verkehren recht regelmässig. Soweit so gut. Nun kommen noch die Randbedingungen:
  • Ein 8- Mann VW- Bus ist erst voll, wenn der Busjunge nicht mehr einsteigen kann. Dieser Zustand ist so bei ca. 20 Fahrgästen gegeben. Ähnlich voll sind auch die grossen Busse.
  • Man sitzt inmitten der normalen Bevölkerung. D.h. alte Herren, junge Burschen, Frauen mit Kindern (von 2 Wochen bis 2 Jahren) in einfachen Tuechern um den Bauch oder Ruecken gewickelt, Tieren (Schafe vom Markt, Hunde, Katzen, ...) und die normalen Touris, die so ueberhaut nicht ins Bild passen.
  • Neulich zwischen Cusco und Pisaq hat ein kleiner Junge in der Reihe neben mir Spucken müssen und dabei die zwei Touris vor ihm bespritzt. Ich schaute gleich darauf, wer hinter mir saß und fahre seitdem noch ein wenig vorsichtiger ...
  • Es ist auch ganz normal, dass der Busfahrer in eine Tankstelle fährt, um zu tanken oder um seltsame Dinge an dem Fahrzeug zu reparieren ...
  • Die Rucksäcke werden normalerweise auf dem Dach "irgentwie" befestigt. Als wir neulich nach Urubamba gefahren sind, hat Berit bemerkt, dass etwas vom Dach gefallen ist. Wir wustten nicht was es war und der Busjunge versicherte uns, dass superfest und sicher verstaut war. Auch die Lehrerin meinte, dass sowas bei ihr noch nie vorgekommen wäre. Beim Aussteigen am Ziel hat jeder von unserer Gruppe sein Rucksack bekommen, nur ein armer Peruaner stand ohne sein Gepäck da ...
  • Die Strassen sind im allgemeinen lausig. Die Haupttourirouten sind weitestgehend geteert, aber sobald man ein wenig abseits kommt, spuert man jedes verdammte Loch in der peruanischen Erde. Deswegen auch der gute Tip: Nie hinten im Bus sitzen. Dort wackelts am meisten. Vorne sieht man auch mehr.

Markt

Marktfrauen in Cusco
Marktfrauen in Cusco
Ein Markt in Peru ist nicht so was wie bei uns, sondern da kommt die ganze Landbevölkerung und verkauft alles, was man irgentwie verkaufen kann. Mais, Reis, Bohnen, Tiere (wenn der Käufer will, wird das arme Ding gleich an Ort und Stelle gemeuchelt, z.b. mit einem Holzpflog der die Lufröhre ausgefuellt), Haushaltswaren etc. Das ganze spielt sich in den Strassen der Dörfer ab. Und wenns gerade geregnet hat, dann sitzen die Marktfrauen halt im Matsch ! Alles nicht ganz so hygienisch.

Auch die "Innereienabteilung" in der Markthalle von Cusco ist ziemlich widerlich: Alles, was in einen Schwein oder Rind so im Bauch rumhängt sieht man da eher lieblos sich auf Tischen häufen.
Marktfrau, die paar Zwiebeln und Möhren werden auf dem blanken Fußboden feilgeboten
Marktfrau, die paar Zwiebeln und Möhren werden auf dem blanken Fußboden feilgeboten
Kinderarbeit ist in Peru kein Problem - Es müssen alle Kinder arbeiten ...
Kinderarbeit ist in Peru kein Problem - Es müssen alle Kinder arbeiten ...
Die Innereienabteilung des Marktes von Cusco - Kein Kühlschrank weit und breit
Die Innereienabteilung des Marktes von Cusco - Kein Kühlschrank weit und breit

Mehrschweinchen

Anders als bei uns sind in Peru Mehrschweinchen (sie werden hier Cuy genannt) eine Delikatesse zum essen. Die Landbevölkerung hält sie ähnlich bei uns die Katzen als Haustiere. Zum Essen werden die putzigen Dinger dann (meistens) getötet, in heissem Wasser gebrueht und dann rasiert. Die Haut bleibt dran und soll sehr zäh sein (ich habe sie noch nicht probiert ....) Marktfraue beim Anpreisen eines Meerscheinchens
Marktfraue beim Anpreisen eines Meerscheinchens

Der Inka Trail nach Macchu Pichu

Es gibt viele Möglichkeiten nach Machu Picchu zu kommen. Die Königsvariante ist die 4- Tage- Wanderung ueber den alten Inca- Pfad.

- 3 Mahlzeiten täglich
- Eßzelt mit Tisch und Stuehlen, Koch- und Toilettenzelt
- Träger fuer Essen, Trinken, Zelte, etc. und
- ein Tourguide, der glaubt fliessend englisch sprechen zu können.
Als von der täglichen Beraterarbeit gestählte Consultants haben wir dann doch die Warmduscher- All- In- Variante fuer schlappe 80 US$ pro Nase gebucht. Die Erlebnisse auf dieser Tour sind uns dann doch die folgenden Zeilen wert:

1.Tag

Der 1. Tag der Wanderung war noch relativ einfach und zum Eingewöhnen. Es ging zuerst am Urubamba flussabwärts entlang (ab km82), bis wir die ersten Inkaruinen erreicht haben (nach ca. 2h). Sie heissen Llactapata und sind die Ueberreste einer landwirtschaftlich orientierten Stadt mit ca. 100 Häusern, was der Bevölkerung von ca. 600 entspricht. Auf einen vorgelagerten Beobachtungsposten auf ca. 2750m Höhe gab es das erste Mittagessen. Jens hat zwar ziemlich mit dem Rucksack (ca. 12- 15kg) gekämpft, aber noch gewonnen. Berit war auch frohen Mutes. Nachmittags gings dann erst wieder 150m runter und dann bis zum Tagesziel nach Wayllabamba auf 3000m wieder hinauf. Berit hat sich leichtfertig bereiterklärt, den Rucksack zutragen. Diese Aufgabe hat sie aber problemlos gemeistert. Oberhalb des Kaffs haben unsere Träger schon ein Tee mit Popkorn als Snack vorbereitet. Die Zelte waren auch schon aufgebaut.

Beim Abendessen hatten wir nochmals einen wunderschönen Blick auf den "Cima Veronica" (5500m) in der Abendsonne. Die Incas haben normalerweise ja keine Menschen geopfert, aber bei schweren Missernten oder Duerren musste doch hin und wieder eine Sonnenjungfrau auf dem "Cima Veronica" dran glauben, weil die Frauen als Zeichen der Fruchtbarkeit galten ...
'Cima Veronica' - Der Eisriese am Inca-Trail
'Cima Veronica' - Der Eisriese am Inca-Trail
Der Pfad der Inkas windet sich durch die Berge von Peru
Der Pfad der Inkas windet sich durch die Berge von Peru
2. Tag

Aufstehen 5:30h mit Mate de Coca (Tee aus Cocablättern) ans Bett. Frühsteuck und Abmarsch um 6:45h. Heute ist die Königsetappe der Tour. Von Wayllabamba auf 3000m auf den "Warmiwanusqa, der Pass der toten Frau"- Pass auf 4200m. Erst entlang von Feldern, dann in einen gemässigten Regenwald (Microklima) bis auf 3600m hinauf. Dann nur noch verdammt steil auf einem Pfad in einer Wiese hinauf. Die paar Lamas und Alpacas lachen die ganzen Touris, die sich an ihnen vorbeiquälen aus. (Oder vielleicht sind das nur die Fantasien meines mit Sauerstoff unterversorgten Hirns ...) Nach 3,5h reiner Gehzeit sind wir beide total am Ende oben angekommen.

Was ich noch nicht erwähnt habe ist, dass wir einem netten Helfer unseren Rucksack zum Hochschleppen gegeben haben (7 sehr gut investierte US$) und dass wir in der Reisegruppe ( insg. 22 Leute aus Australien, Neuseeland, USA, Holland und Frankreich) neben einem Mittvierzigerpäärchen und einen kettenrauchenden Holländer die langsamsten waren. Verdammte Aussis, kommen wahrscheinlich alle gerade von Olympia.

Auf jeden Fall ein tolles Gefühl, es geschafft zu haben. Auch wenn die Aussicht dort oben leider nicht so toll war. Es zogen immer recht viele Wolken um die Gipfel. Nach dem Pass gings nochmal 1h bergab zum nächsten Zeltplatz bei Paqaymayu auf 3600m. Diesmal wieder mit meinem tollen Rucksack, der jeden Schritt bergab natürlich zum Kinderspiel gemacht hat.
Auf der Passhöhe im Nebel, 4200m
Auf der Passhöhe im Nebel, 4200m
Mystische Ruinen am Inka-Trail
Mystische Ruinen am Inka-Trail
Einheimischer Träger mit aberwitziger Beladung
Einheimischer Träger mit aberwitziger Beladung
3. Tag

Gewohntes Spiel: 6:00h wecken mit Mate de Coca ans Bett, 7:30h Abmarsch. Erstes Ziel war eine Inca- Ruine (Runkurraqay), die man am besten vergleichen kann mit einem Rastplatz auf unserer guten deutschen Autobahn: Die Boten (Läufer) wechselten hier und Reisende konnten übernachten. Dann gings weiter, mal wieder vergauf zum 2. Pass, weider auf läppischen 3980m.

Nach dem Pass kamen die nächsten Inca- Ruinen, Sayaqmarca. Diesmal eher sowas wie eine Autobahnkirche. Das waren Tempelanlagen von geistlichen. Zu erkennen an den astronomischen Anlagen, Altar und keine Terassen für den Ackerbau, dafür um so schönere Aussicht auf die umliegende Berge und den Urwald.

Von hier begann der schönste Teil des ganzen Trails. Mehr oder weniger eben (zwischen 3500 und 3600m) ca. 10km immer am Hang entlang durch Tunnels und gemässigten Regenwald entlang. Leider war es teilweise recht bewölkt, so dass wir die umliegende Bergwelt (man kann den nahen Salkantay 6300m sehen) nicht bewundern konnten.

Auf dem 3. Pass (Puyupatamarca, 3600m) gabs Mittaggesgessen, natürlich wieder mit Suppe und Hauptgericht auf Stühlen im Zelt sitzend. Von dort gings dann den Rest des Tages über 1200 Treppen (sagt der Reiseführer, ich habe sie nicht gezahelt) runter nach WinayWayna (2700m). Dort schlafen wir zwar wieder in Zelten, aber es gibt ein Hotel (mehr eine Jugendherberge) mit Disco und Bier und "Duchas caliente"= Warmen Duschen: Ein Lob und Preisen an den Erfinder der warmen Dusche !
Abstieg - dem Führer nach sollen es 1200 Treppen sein
Abstieg - dem Führer nach sollen es 1200 Treppen sein. Gebaut vor über 500 Jahren von den Inkas.
Noch mehr Ruinen - die Überreste der Dorfgemeinschaft WinayWayna
Noch mehr Ruinen - die Überreste der Dorfgemeinschaft WiñayWayña. Die Gebäude sind Wohnhäuser, auf den Terassen wurde Ackerbau betrieben.
Abends stellen sich alle Träger mit ihrer Campesino- Tracht vor: 11 Mann plus 2 Führer, einer lief immer vorne und einer hinten. Sie sind ständig über Walky-Talkys in Kontakt. Mit dem hinteren konnten wir öfters ein wenig spanisch sprechen üben ...

Nach dem Abendessen wird noch kräftig getanzt: Zuerst lässt sich Ossi (Führer Nummer 1) es nicht nehmen mit den Amerikanerinen der Gruppe heissen Salsa zu tanzen, dann kommen die anderen so langsam in Fahrt: Die Franzosen machen ihrem Ruf alle Ehre und lassen die Hüften kreisen, dann die Australier und die beiden deutschen Meisterwanderer schwingen auch noch die gebeutelten und malträtierten Beine.
4. Tag

Aufstehen um 4:30h : Wir wollen zum Sonnenaufgang am Sonnentor Intipata oberhalb von MachuPicchu sein. Doch irgentwie trödelt die Gruppe und wir kommen erst um 5:45h weg. Diesmal sind wir beiden ganz vorne mit dabei und rennen förmlich die 6km zum Intipata. In 45 Minuten kommen wir vollkommen am Ende dort an und sehen .... .... Wolken. Heute leider kein Sonnenaufgang ! Aber trotzdem ist die Aussicht überwältigend. Die ganze Stadt liegt auf einem Bergrücken auf 2400m. Der Urubamba fliesst hufeisenförmig 400m weiter unten um die Stadt herum. Von unten kann man die Ansiedlung nicht erkennen. Die Spanier haben nie von der Existenz erfahren. Erst der Amerikaner Hiram Bingham hat 1911 mit einer von der National Geographic Society gesponsorten Expedition die Stadt "entdeckt". Die Einheimischen kannten den Ort schon immer. Ein Bauer hat sogar den Hauptplatz als Wiese für seine Tiere benutzt.

Die Stadt zu beschreiben ist langweilig, man muss sie einfach gesehen haben. Ein paar Impressionen sind unten abgebildet. Sie werden der Wirklichkeit aber nicht gerecht.
Um 5h morgens ist die Welt noch in Ordnung - Berit und Jens aber noch müde
Um 5h morgens ist die Welt noch in Ordnung - Berit und Jens aber noch müde. Morgennebel über dem Urubamba
Macchu Pichu vom Inka Trail aus
Macchu Pichu vom Inka Trail aus
Mauern aus milimetergenau behauenen Riesenquadern. Alles Einzelanfertigungen.
Mauern aus milimetergenau behauenen Riesenquadern. Alles Einzelanfertigungen.
Inka-typische Trapezfenster, gemauert ohne Mörtel
Inka-typische Trapezfenster, gemauert ohne Mörtel
Durch die Lage auf dem Hügel benötigten die Inkas sehr viel Treppen
Durch die Lage auf dem Hügel benötigten die Inkas sehr viel Treppen
Die Uni Cusco hat dieses Haus mit Dach originalgetreu wieder aufgebaut
Die Uni Cusco hat dieses Haus mit Dach originalgetreu wieder aufgebaut
Ich glaub mich knutscht ein Llama
Ich glaub mich knutscht ein Llama
Noch ein paar Dinge, die uns so nebenbei aufgefallen sind:

Träger

Scheissjob!
Die Jungs laufen am am Anfang mit ca. 35-45kg Gewicht auf dem Rücken los. Und nicht mit hyperergogeformten Rucksack wie Berit und ich sondern mit Tupperboxen, Kanister, Kocher alles irgentwie zusammengebunden mit Stricken und Plastikplanen und dann ab auf den Rücken. Dafür verdienen sie schlecht: für die 4 Tage ca. 75 Soles=50DM, Durchschnittliches Monatseinkommen eines Hausmädchens in Peru 350 Soles. Das Ganze wird meistens in Familiensippen ausgehandelt, so dass Bruder, Onkel, Schwager und Gegenschwieger sich immer treffen. Eine Initiative der MachuPicchu- Nationalparkverwaltung hat Geld gespendet, damit für die Träger ein angemessener Rucksack entwickelt und umsonst zur Verfügung gestellt wird.

Massentourismus

Der Inca- Trail ist der meistbegangene Trail in Südamerika. In der Hochsaison (Mai- Sept.) starten bis zu 500 Touris pro Tag. Dazu kommen noch die Träger, Guides und die Indigenas, die entlang des Weges Getränke und Snacks verkaufen. Wir sind mit einer Gruppe von 22 Touris + 11 Träger + 2 Guides losgezogen. Ich schätze, dass mit uns so ca 150 weitere Leute gestartet sind (Oktober/November ist schon Nebensaison). Dazu kommen noch die ganzen Tagestouristen, die mit Zug und Bus nach Machu Picchu kommen (das ist der Großteil). So gegen 11 - 12h wirds so richtig voll in den Ruinen.

Privatisierung

Im Moment ist MachuPicchu ein Nationalpark und im Besitz des Landes Peru. Es gibt von der Regierung aber Bestrebungen, das ganze Ding an eine private Firma zu verkaufen. Die hat schon Pläne, dass sie eine Seilbahn hoch bauen will, viele weitere Hotels und einen Erlebnispark. Die ganzen eh schon saftigen Preise, würden dann noch weiter steigen und das ganze wahrscheinlich zu einer Art Disneyworld mit McD und dem Ganzen Rest herunterkommen. Gegen die Pläne haben wir in Cusco mehrere Demostrationen erlebt. Mal schauen, wies ausgeht.

Das Nachspiel

Als wir nach dem Inca- Trail wieder nach Cusco zurückgekommen sind, gings Jens erst mal richtig schlecht. Fiber, Schüttelfrost und am nächsten Tag den befürchteten Durchfall. Deshalb sind wir erst noch ein paar Tage in Cusco geblieben....

Mit dem Zug von Cusco nach Puno

Nach ein paar Tagen Erhohlung entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Als nächstes stand der Titicaca- See auf dem Plan. Auf dieser Strecke fährt ein Zug, den wir ausprobieren wollten. Berit hat im Reiseführer gelesen, dass man auf dieser Strecke unbedingt einen Fensterplatz in Fahrtrichtung links buchen soll. Die Fahrkartentante hat ihr auch noch extra im Coputer gezeigt, "Kuck hier links, Plätze 43 und 44, Inca- Klasse für 30 US$ pro Nase". Als wir am Montag morgen dann in den Zug einsteigen sind die Plätze 43, 44 natürlich rechts. Die etwas ratlose Schaffnerin lies sich dann doch noch von Berit überzeugen, und wir durften noch unziehen. Jens geht noch kurz vor zum Schaffner und lässt sich stolz die Diesellok erklären: Baujahr 1965, 2400PS, 3 Bremssysteme (eins wird hoffentlich tun ...). Nur bei der Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h kommen Zweifel auf. Am Ende der Fahrt war die höchste Geschwindigkeit maximal 50 ... Und das war auch gut so. Die Schienen und der Gleiskörper sind in einem lausigen Zustand.

Die Fahrt selbst ist spektakulär. Zuerst gehts am Bach entlang von Cusco bergab auf ca. 2900m. Dort treffen wir auf den Urubamba- Fluss, der einer der Quellflüsse des Amazonas ist. An dem mittleren Bach (der Neckar in Stuttgart ist grösser) gehts dann immer flussaufwärts bis zur Quelle auf den "La Raja" -Pass auf 4315m (wir reden hier von einer Zugfahrt wohlgemerkt). Dort oben wächst immer noch Grass und die armen Bauern treiben ihre Esel, Rinder, Schafe, Lamas, ALpacas und weiß der Henker was für Viecher sonst noch, über die superkargen Weiden. Aber die Vegetationsgrenze ist noch lange nicht erreicht. Von dem Pass gehts dann eher allmählich wieder runter auf das Altiplano. Das ist eine Hochebene, die sich bis zur Atacamawüste in Chile nach Süden ersteckt. Sie ist immer zwischen 3700 und 4300m hoch und dünn besiedelt. Am Abend um 18:30h haben wir dann Puno am Titcacasee erreicht. Das ergibt für die Strecke von 395km eine Fahrzeit von 10,5 Stunden, nicht ganz ICE- Niveau :-)